Hallo allerseits,
zu dem Thema gibt es viele widersprüchliche Informationen, ich habe mal zusammengefasst was ich aus verschiedenen Quellen bekommen konnte.
Insbesondere ist das Thema "Was tut man zur Bodenverbesserung" nicht überall richtig verstanden.
Was zeichnet einen guten Boden aus:
1. Durchwurzelbar (nicht zu fest)
2. Kann Wasser speichern
3. Nimmt gut Wasser auf und ist nach unten durchlässig
4. Kann Nährstoffe speichern
In Praxis sind die Nummern 2 und 3 ein Zielkonflikt. Bodenarten die besonders gut Wasser speichern nehmen von der Oberfläche schlecht auf, und sie lassen wenig nach unten durch. Das Ergebnis kann Staunässe sein. Hier gilt es die Extreme zu vermeiden.
Tatsächlich besteht das Erdreich aus einer Mischung der drei Grundtypen Sand, Lehm, Ton. Die Differenzierung ist schlicht die Teilchengröße. Sand ist grobkörnig und geht bei ca. 0,2 mm los. Lehm sind kleinere Partikel, Ton ist "staubfein" mit Partikeln im Bereich von 0,002 mm und kleiner.
Diese drei Arten haben unterschiedliche Eigenschaften:
Sand:
Von allen drei Sorten die lockerste Erdvariante. Für Pflanzen ist es deshalb leicht, einen Sandboden zu durchwurzeln. Lücken sind "eh da" oder von den Wurzelenden leicht zu schaffen. Durch die großen Zwischenräume zwischen den Körnern kann Wasser leicht einsickern, aber: Es läuft auch leicht durch, es wird nur wenig Wasser zurückgehalten. Damit gibt es keine Pfützenbildung, kein "Run-Off" bei intensiver Bewässerung. Nährstoffe speichert Sand nur in geringem Maß.
Durch Humuseintrag im Sand ändern sich die Eigenschaften sehr stark. Bei ungefähr 5% organischen Stoffen ist Sand schon deutlich weniger wasserdurchlässig, gleichzeitig steigt das Speichervermögen für Nährstoffe.
Sand kann man durch Bentonit oder Bodenaktivator "verbessern", d.h. die Speicherfähigkeit für Nährstoffe und für Wasser wird verbessert.
Nutzbare Feldkapazität von reinem Sandboden: ca. 9-10 Liter Wasser pro qm in einer Wurzelschicht von 10cm Tiefe.
Lehm:
Deutlich fester, aber noch für Pflanzen durchwurzelbar. Lehm hat nur wenig Lücke zwischen den Partikeln. Dadurch ist die Wasseraufnahme sehr viel langsamer, Lehm neigt bei starkem Regen oder Beregnung zur Pfützenbildung und auf Schrägen zum "Run-Off". Durch die Partikelgröße kann Lehm sehr viel mehr Wasser speichern.
Dadurch dass Lehm sehr viel Wasser "halten" kann, besteht das Risiko von Staunässe. Das beideutet, dass sich Wasser im Wurzelbereich bis zur Wassersättigung sammelt. Dieser Boden hat dann wenig bis keinen Sauerstoff, was für Bodenlebewesen und Wurzeln belastend ist. Wurzeln können in diesen anaeroben Verhältnissen absterben, was im Spatenstich als "Black layer" zu erkennen ist.
Reiner Lehm tritt nur selten auf, meist ist er mit Sand gemischt. Die Eigenschaften liegen dann je nach Mengenverhältnis mehr bei Sand oder mehr bei Lehm.
Eine Mischung von Sand und Lehm ist ein sehr guter Rasenboden. Einen reinen Lehmboden kann man durch Durchmischung mit Sand aufwerten. Etwas Sand an der Oberfläche hilft gegen dreckige Schuhe. Sand tiefgründig eingemischt hilft gegen Staunässe.
Bentonit oder Bodenaktivator betonen die speichernden Eigenschaften, bei Lehm ist das nicht angezeigt. Nötig ist mehr Durchlässigkeit für Wasser und Luft, hier tragen diese Stoffe nichts bei.
Nutzbare Feldkapazität von Lehm: Ca. 15 Liter pro qm bei 10 cm Wurzeltiefe, je nach Partikelgröße und Sandanteil schwankt das sehr nach oben oder unten.
Ton:
Ton ist die mit Abstand feinste Erdart, die Einzelpartikel sind mit dem bloßen Auge nicht mehr erkennbar. Wasser sickert nur sehr langsam hinein, dafür wird in Ton eine große Menge Wasser gespeichert. Ton speichert sehr viel Nährstoffe - vor allem Kalium und Phosphor können sich an Ton binden und sind dort über Jahre pflanzenverfügbar.
Wenn man Tonboden hat, kann die Oberfläche nach starkem Eintrocknen sogar hygrophob werden, d.h. Wasser perlt ab statt einzuziehen. Staunässegefahr ist erheblich. Insbesondere kann Ton sogar unter einer Schicht Mutterboden noch als Wassersperre wirken. Oberflächlich zieht das Wasser dann in die Mutterbodenschicht ein, bleibt dann aber 20cm tiefer auf der Tonplatte stehen und führt dort zu Sumpfbildung oder Fäulnis. In dem Fall muss man Drainage legen oder die Tonschicht durchbrechen mit z.B. Kiespackungen, in denen das Wasser nach unten fließen kann. Wenn man künstlich beregnet, braucht man bei Tonboden Regner mit niedriger Beregnungsrate, und an der Steuerung sollten Funktionen wie "Cycle&Soak" verfügbar sein.
Auf solch einem Boden ist die Verwendung von Bentonit oder Bodenaktivator grundfalsch. Diese Stoffe sollen die Speicherfähigkeit erhöhen. Die ist bei Ton schon stärker als für die Pflanzen gut ist. Will man Ton für Rasen verbessern, ist Sanden und Drainage der richtige Weg.
Mischböden:
In Praxis hat man fast überall eine Mischung aus diesen drei Erdarten. Kein Boden ist rein lehmig oder rein sandig, es ist immer eine Mischform. Die Eigenschaften entwickeln sich dann entsprechend den Anteilen der Mischungsbestandteile. Ein sandiger Boden wird darüberhinaus über die Jahre immer mehr organische Substanz aufweisen - durch Mulch, und durch im Herbst absterbende Wurzelteile. Damit gehen auch bei reinem Sand langsam die Durchlässigkeit runter und die Speicherfähigkeit raus.
Wie bestimmt man die Bodenmischung? Da kommt wieder mein geliebtes Tamara-Marmeladenglas zum Einsatz
Man nimmt ein Glas mit senkrechten Wänden, füllt es mit Wasser und gut halbhoch mit Erde aus dem Garten. Mit der Schaufel nimmt man eine Probe bis gut 10cm Tiefe.
Die wird kräftig geschüttelt, bis alles im Wasser schwimmt, und dann 12h zum Setzen abgestellt. Die Sandanteile sind schwer und setzen sich nach wenigen Minuten am Boden ab, der Lehm braucht bis zu 2 Stunden. Der Ton ist haarfein und setzt sich viel später, ein bischen wird auch am nächsten Tag noch oben im Wasser schwimmen.
Jetzt nimmt man einen Zollstock und vergleicht die Schichten. Sand, Lehm, Ton lassen sich meist klar nach der Farbe unterscheiden. Hat man in den ersten zwei Stunden ein paar Mal draufgeschaut, hat man auch schon ein Gefühl was sich da getan hat.
Bei meinem Boden ergab sich mit dieser Probe z.B. 60% Sand, 30% Lehm, 10% (grob) Ton. Das bezeichnen die Amerikaner dann als "sandy loam" (sandiger Lehm). Die Speicherkapazität liegt dann irgendwo zwischen Sand und Lehm, eher bei Sand.
Hier eine Grafik, die die Mischungsbezeichnungen im englischen Sprachgebrauch darstellt:
Die nutzbaren Wasserkapazitäten findet man mit etwas googlen auch. Allerdings sind das immer nur Durchschnittswerte aus Stichprobenerhebungen. Als Faustregel reicht:
Sand: <10 Liter pro 10cm
Lehm: ca. 15 Liter pro 10cm
Ton: >20 Liter pro 10 cm
Die Mischungen liegen immer dazwischen.
Gemein bei der Wasserkapazität noch: Es gibt die Begriffe der field capacity (physikalische Menge, durch Erhitzen und Wiegen messbar) und available capacity verfügbare Menge (die Menge, die Pflanzen tatsächlich rausziehen können). In Tabellen ist häufig beides angegeben, aber manchmal auch nur einer der Werte.
Gruß,
Detlev Rackow